Vor 200 Jahren wurde das Schloss Eishausen in der Nähe der südthüringischen Residenzstadt Hildburghausen Wohnstätte eines seltsamen Paares. Am 30. September 1810 zog ein vornehmer Herr namens Vavel de Versay (in Wirklichkeit Leonardus Cornelius van der Valck) und eine bis heute unbekannte Dame in das abgelegene Herrenhaus ein, um fortan ein weitgehend vom öffentlichen Leben zurückgezogenes Dasein zu führen. Sie verließen das Schloss nur zu Ausfahrten in der Kutsche oder zu Spaziergängen in der Nähe. Die Dame trug dabei stets eine grüne Brille oder war tief verschleiert, weshalb man ihr später den Namen "Dunkelgräfin" gab.

Der Grund für das seltsame Verhalten des Paares ist bis heute ebenso ungeklärt wie die Identität der Dame. So wird einerseits vermutet, sie sei die bourbonische Prinzessin "Madame Royale" gewesen, die älteste Tochter von Ludwig XVI. und Marie Antoinette von Frankreich, andererseits gibt es Hinweise darauf, dass sie eine bürgerliche Person namens Sophie(a) Botta aus Westfalen gewesen sein könnte. Doch wer immer die Dame war, ihr fast 30 Jahre währendes isoliertes Dasein im Schloss von Eishausen macht die Wohnstätte zu einem geschichtlichen Ort. Deren Abriss im Jahr 1874 bedeutete für den Ort Eishausen ebenso wie für die gesamte Forschung um das Leben und die Identität des Paares einen großen Verlust.

Um das Gebäude nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, entstanden in den letzten Jahren durch den Heimatverein Eishausen e. V. zwei maßstabsgetreue Modelle des Schlosses und umliegender Gebäude, die das äußere Erscheinungsbild des Komplexes wiedergeben. Eine Rekonstruktion des Schlossinneren stand bislang noch aus.

Der Gedanke einer digitalen Visualisierung, die neben dem Äußeren auch das Innere des Schlosses darstellt, wurde bereits im Jahr 2005 vom niederländischen Dunkelgrafenforscher Dr. Mark de Lannoy geäußert. Doch erst Anfang 2009 konnte dieses Projekt im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Interessenkreis "Madame Royale" und der Hochschule Coburg (FH) begonnen werden.

Auf Grundlage historischer Pläne, Abbildungen und textlicher Beschreibungen erarbeitete Bernd Hoffmann von der Hochschule Coburg zunächst Lagepläne des Schlosses und umliegender Gebäude sowie die Grundrisse der einzelnen Etagen in zweidimensionaler Form. Auf deren Basis erfolgte mit Hilfe spezieller Computerprogramme die Konstruktion eines dreidimensionalen Modells, das alle wesentlichen Objekte der Gebäude in Länge, Breite und Höhe enthielt. In Bezug auf das Schloss betraf dies neben den bautechnischen Bestandteilen wie Fassaden, Fenster, Fußböden und Dachflächen auch Elemente der möblierten Einrichtung wie Schränke, Betten, Tische und Stühle. Das fertige 3D-Modell ermöglicht nun eine Darstellung des Äußeren und Inneren des Gebäudes aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln.

Das Ergebnis der Visualisierung wird nun vom Interessenkreis "Madame Royale" auf Video-DVD veröffentlicht. Sie erlaubt anhand von Filmsequenzen, fotorealistischen Abbildungen und Plänen einen virtuellen Gang durch die Etagen und Räume des ehemaligen Schlosses Eishausen und gibt so einen Eindruck vom unmittelbaren Lebensumfeld von "Dunkelgraf und Dunkelgräfin" wieder. Die DVD wird durch ein 20-seitiges Begleitheft mit Informationen über die Geschichte des Schlosses sowie den äußeren und inneren Aufbau ergänzt.

Die DVD ist in der "Buchhandlung am Markt" in Hildburghausen ( www.Buchhandlung-Hildburghausen.de), in der "Schubert'schen Buchhandlung" in Coburg sowie beim "Heimatverein Eishausen e. V." erhältlich.

© Interessenkreis Dunkelgräfin