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Detailbeschreibung



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historische
Forschung
Meyhöfer, Thomas (2007):
Das Rätsel der Dunkelgräfin von Hildburghausen. Bilanz einer 160-jährigen Forschung.
Vortrag auf dem 7. Symposium zu Dunkelgraf und Dunkelgräfin vom 7. bis 9. September 2007 in Hildburghausen.

Volltext: Das Rätsel der Dunkelgräfin von Hildburghausen. Bilanz einer 160-jährigen Forschung. (PDF 7,5 MB).

Inhalt
Was sagt die Geschichtswissenschaft über das Rätsel der Dunkelgräfin? Mit dieser Frage hat sich ein Vortrag auf dem 7. Symposium zu Dunkelgraf und Dunkelgräfin vom 7.9. bis 9.9.2007 in Hildburghausen beschäftigt. Dieser liegt in einer schriftlichen Fassung unter dem Titel "Das Rätsel der Dunkelgräfin von Hildburghausen. Bilanz einer 160-jährigen Forschung" vor.

In der Bilanz werden aus geschichtswissenschaftlicher Sicht die Argumente und Indizien untersucht, die für die Annahme sprechen, bei der Dunkelgräfin habe es sich um die französische Prinzessin Madame Royale gehandelt, eine Tochter von Ludwig XVI. und Marie Antoinette von Frankreich. Zum einen betrifft dies die Indizien in Bezug auf die Dunkelgräfin, wie die aufwendigen Schutzvorkehrungen während ihres Aufenthaltes, die Belege für ihre französische Herkunft, die Hinweise auf ihre bourbonische Abstammung, die Wahl des Aufenthaltsortes Hildburghausen, die Verbindungen zum Hildburghäuser Hof, die Ähnlichkeit der Dunkelgräfin mit den Bourbonen sowie ihre ständige Verschleierung. Zum anderen werden die einzelnen Hinweise auf eine Unechtheit der Herzogin von Angoulême behandelt (im Sinne der offiziellen Geschichtsschreibung der echten Madame Royale), etwa Veränderungen des Charakters der Herzogin, Veränderungen in ihrem Aussehen und ihre Isolation am Wiener Hof.

Als vorläufiges Ergebnis der Betrachtung wird festgestellt, dass nach 160 Jahren Forschung kein Beweis für die so genannte Vertauschungstheorie um Madame Royale existiert. Die Argumente, die für die Annahme einer Identität der Dunkelgräfin mit der Königstochter vorgelegt wurden, erscheinen aus Sicht der Geschichtswissenschaft wenig glaubwürdig. Viele der als "Belege" oder "Indizien" benannten Sachverhalte halten einer näheren Betrachtung nicht stand. Sie lassen sich auch anders als durch eine Personenvertauschung erklären. So könnte etwa die Verschleierung der Dunkelgräfin aus medizinischen Gründen erfolgt sein, zum Beispiel durch eine Erkrankung an einer Photodermatose (Lichtallergie). Die bevorzugte Behandlung der Dame und ihres Begleiters van der Valck (des Dunkelgrafen) durch den Hildburghäuser Hof wäre auch dadurch erklärbar, dass van der Valck überaus vermögend war und der verarmte Herzog Friedrich einem solch wohlhabenden Mann gern Aufenthalt in seinem Herzogtum gewährte.

Neuere Erkenntnisse scheinen zudem gegen die Vertauschungstheorie zu sprechen, wie Aspekte aus dem Leben van der Valcks, der ein ausgewiesener Revolutionär war, die Mitgliedschaft Sachsen-Hildburghausens im Rheinbund und die damit verbundene Kontrolle und Aufsicht Frankreichs über des Herzogtums, das Fehlen eines plausiblen Motivs für die Vertauschung und ebenso das Fehlen einer geeigneten Ersatzperson für Madame Royale.

Abschließend werden Lösungsmöglichkeiten in Form einer DNA-Untersuchung und eines neuen Handschriftenvergleichs angesprochen. Zudem wird auf alternative Deutungsversuche hingewiesen.

© Interessenkreis Dunkelgräfin